Über uns

Malen ist für uns eine Form von Kommunikation

Können Sie versuchen ihre Kunst in drei Sätzen zusammenzufassen?

Hmm… Malen ist für uns eine Form der Kommunikation, es sind bildgewordene Kommunikationsabläufe, welche ich und mein Bruder gemeinsam an einem Bild ausführen. Ähnlich wie beim Call&Response Prinzip arbeiten wir einzeln, abwechselnd oder auch gemeinsam an unseren Ölbildern.

Was bedeutet es für euch, zu zweit an einem Bild zu malen? Oder anders gefragt, warum malt ihr nicht jeder für sich?
Wir malen gemeinsam, weil es den Prozess intensiviert und weil man die entstehende Atmosphäre gemeinsam erlebt. Es ist außerdem möglich, sich in der Bearbeitung abzustimmen und sich zu besprechen. Die Bilder werden irgendwie auch reicher, sie entwickeln etwas Verbindendes und Vereinendes.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zusammen Malen ganz andere Horizonte eröffnet, als allein zu malen. Das Unplanbare, das die Technik des Rakels sowieso schon mit sich bringt, bekommt hier nochmal eine ganz andere Dimension. Wenn ich mir denke, als nächste Farbe könnte ich mir ausschließlich gelb vorstellen, kann es sein, dass mein Bruder da eine ganz andere Vorstellung hat. Auf der anderen Seite kann es natürlich auch vorkommen, dass einer von uns beiden gerade überhaupt nicht weiter weiß. Dann ist es praktisch, wenn der andere helfen kann.
Ebenso haben wir festgestellt, dass man auch mal unkonventionellere Wege geht, da das Bild am nächsten Tag, durch die Veränderungen des anderen, sowieso wieder ganz anders aussehen könnte.
Gemeinsam auf einer Leinwand zu malen, stellt uns als Künstler / uns als Maler vor ganz neue Herausforderungen und Chancen. Der Schaffensprozess erhält eine zusätzliche Komponente:

Die Leinwand wird zum Kommunikationsmedium, nicht nur zwischen Bild und Künstler, sondern auch zwischen Künstler und Künstler und Leinwand. Eine Art Call and Response Prinzip mit drei Beteiligten.
Malen zu zweit bedeutet, kompromissbereit zu sein, Einfluss abzugeben und zugleich aber auch beeinflussen zu können. Vor allem wird es nie langweilig, da du den Prozess nicht direkt planen kannst und Antworten auf Fragen bekommst, die du dir selbst wohl gar nicht oder auf jeden Fall anders beantwortet hättest.

Wie geht ihr mit Meinungsverschiedenheiten um? Es ist ja so, dass Entscheidungen eines Einzelnen nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Meinungsverschiedenheiten sind relativ. Man kann ja nie wissen, was der andere wirklich gemeint hat. Das einzige, was ich erkennen kann, ist meine Projektion auf das, was mein Bruder gemalt hat. Die Frage ist also, wie gehe ich damit um, wie mein Bruder die Farbe X in Form Y aufgetragen hat. Wenn ich das Gefühl habe, dass er mir eine Frage gestellt hat und ich diese als solche beantworte, dann erst wird die Frage für mich zur Frage. Wenn es für ihn eine Antwort war, besteht Diskussionsbedarf (lacht).
„Es passiert teilweise, dass ich nach einer Woche ins Atelier komme, die Veränderungen, die mein Bruder an den Bildern vorgenommen hat, auf mich wirken lasse und sich das Gefühl einstellt, dass mir eine Frage gestellt wurde, die ich sofort beantworten muss.
Oder die Antwort auf eine Frage bekomme, die ich nie gestellt habe.
Es kam schon des Öfteren vor, dass ich ein Bild für fertig hielt, welches danach erst richtig in Schwung kam. Es tauchen dann schon mal Gedanken auf, wie: „Wieso lässt er mir jetzt so etwas stehen.“

Besprecht ihr euch teilweise, um nicht gänzlich im Trüben zu fischen?
Auf jeden Fall! Genau so lernt man ja sich und den anderen besser kennen. Und glauben Sie mir, es gibt nichts Schöneres, als komplett daneben zu liegen. Erst dann bekommt die malerische Diskussion ihren Reiz.

Wann sind eure Bilder fertig?
Die Bilder sind eine bildgewordene Kommunikation auf nonverbaler Ebene. Ist die Diskussion zu ende, das Problem gelöst und die Antwort gefunden, hat auch das Bild seine endgültige Form erreicht. Es gibt nichts mehr zu verändern. Das Bild ist fertig.

Wer hängt sich ein Bild von euch an die Wand?
Wer sich ein solches Bild in einen Raum hängt, hängt sich nie nur ein Bild sondern immer einen langwierigen Entwicklungsprozess und Kommunikationsprozess auf. Ich denke, es sind Leute, die in der Kunst die Rolle der Kommunikation schätzen und in Bildern eine Quelle der Inspiration sehen.
Im Mittelpunkt steht man immer selbst in der Kommunikation mit seiner Umwelt. Auf jeden Fall wird es mit diesen Bildern nie langweilig. Wir glauben auch, dass man sich ein solches Bild nie nur für sich selbst aufhängt. Diese werden auch immer für seine Mitmenschen angebracht, die entstehende Atmosphäre und der Moment wird so mit unseren Mitmenschen teilbar. Außerdem kann man immer gut darüber reden (lacht). Ein solches Bild wird immer Mittel zur Kommunikation sein.

Wann habt ihr beschlossen, Künstler zu werden und das Medium Ölbild als Kommunikationsform zu nutzen?
Beschlossen eigentlich gar nicht, es ist wohl eher passiert. Zunächst hatten wir Spaß zusammen an den Ölbildern zu malen. Dass es zu einer Form der Kommunikation wird, konnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.

Warum verwendet ihr die Technik des Rakelns für eure Arbeiten?
Nun es wird ja nicht ausschließlich der Rakel benutzt. Für uns ist es ein schönes Kommunikationsmedium, mit dem man sich ganzheitlich ausdrücken kann. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch kleine Spachtel, speziell angepasste Rakel oder Pinsel verwenden. Sie alle sind unterschiedliche Kommunikationsmittel und haben ihre eigene Wirkung, ähnlich als würde ich telefonieren oder eine Email als Kommunikation nutzen (lacht).

Wie lange dauert dann so ein Kommunikationsprozess?
Das hängt ganz davon ab und ist ganz unterschiedlich. Meistens ist es ein langer Prozess. Die Bilder reifen bei uns und werden durch ihre verschiedenen Farbaufträge dichter. Durch die Verwendung von qualitativ hochwertigen Ölfarben und dem teilweise sehr pastosen Farbauftrag, haben die Bilder auch lange Trocknungszeiten. So ist es schon vorgekommen, dass Bilder mehrere Jahre für ihre Entstehung gebraucht haben.

Möchten Sie dem Betrachter etwas Bestimmtes an die Hand geben?
Nun, das ist nicht so einfach zu beantworten. Dem Schaffensprozess nachspürend, kann man die verschiedenen Farbschichten erahnen, Aspekte und Gedanken deuten, welche sich aus der Überlagerung ergeben.
Die Bilder zeigen auch einen zeitlichen Ablauf und auch die erste, vielleicht nicht mehr sichtbare Schicht, war wichtig, um zum finalen Bild zu führen. So sind es komprimierte Plastiken, die in ihren Schichten Gefühle und Gedanken ausdrücken. Für uns ist es ein schöner Gedanke, wenn man sich vorstellt, wie die einzelnen Schichten für sich stehen, zugleich einen zeitlichen Ablauf zeigen und dennoch ein Bild sind.